Entwicklung mediendidaktischer Kompetenz an Hochschulen (Workshop)
ABSTRACT. Wie kann mediendidaktische Kompetenz an Hochschulen entwickelt werden? Ausgehend vom Lehrbuch "Mediendidaktik" (von Michael Kerres), in dem das didaktische Design digitaler Lernangebote beschrieben wird, geht es um die Vermittlung mediendidaktischer Kompetenz in der Lehramtsausbildung, in dem Hauptfach Erziehungswissenschaft oder der Medieninformatik - mit dem Fokus auf die Fähigkeit, digitale Lernangebote planen und gestalten zu können. Die Teilnehmenden berichten über ihre Erfahrungen mit der (fehlenden?) curricularen Verankerung dieser Kompetenz und mit unterschiedlichen Szenarien, wie diese - sowohl in Theorie- als auch in Projektseminaren - an die verschiedenen Zielgruppen vermittelt werden können. Ziel ist es, sich im kollegialen Austausch zu vernetzen, Herausforderungen zu identifizieren und Perspektiven für die Verankerung dieser Thematik in Curricula zu finden.
Fördern oder spalten? Wenn adaptives Lernen Gerechtigkeit herausfordert (Workshop)
ABSTRACT. Der Anspruch, Lernprozesse adaptiv an die Bedürfnisse von Schüler:innen anzupassen, wird im Bildungsdiskurs zunehmend als Schlüssel individueller Förderung gesehen. Insbesondere im Umgang mit heterogenen Lerngruppen wird das Potenzial adaptiven Unterrichts betont. Digitale Medien eröffnen neue Möglichkeiten bei der Umsetzung adaptiven Unterrichts: Sie können Lernstände unmittelbar diagnostizieren, differenzierte Lernpfade anbieten oder individualisiertes Feedback ermöglichen. Doch die Umsetzung im Unterricht bleibt herausfordernd: Welche Merkmale sollen berücksichtigt werden? Wie lassen sich Individualisierung und gemeinsame Lernziele ausbalancieren? Und welche didaktischen Formen sind wann geeignet?
Im Workshop wird ein Impuls gegeben, der konkrete Gestaltungsmöglichkeiten für einen adaptiven Unterricht in der Schule aufzeigt und bisherige Forschungserkenntnisse einordnet. Gleichzeitig wird kritisch beleuchtet, warum digitale Individualisierung die Leistungsschere auch vergrössern kann, weshalb Lehrpersonen oft gerade leistungsstarke Schüler:innen zu wenig fördern, und wieso kollaborative Settings zentrale Gelingensbedingungen adaptiven Lernens sein könnten. Gemeinsam diskutieren wir, wie adaptiver Unterricht in digitalen Kontexten gestaltet werden kann, ohne soziale Unterschiede zu verstärken. Ziel ist es, disziplinübergreifende Perspektiven zusammenzuführen und gezielte Impulse für die Weiterentwicklung einer chancengerechten Bildungspraxis zu setzen.
Neue Akteure, neue Logiken? Mediendidaktische Herausforderungen und Aufgaben in einem dynamischen Feld (Workshop)
ABSTRACT. Die digitale Transformation bringt neue Akteure ins Schulfeld: EdTech-Startups, Plattformanbieter, Venture Capital, aber auch etablierte Bildungsverlage in neuen Rollen. Mit diesen Akteursgruppen kommen auch andere Handlungslogiken ins Spiel - etwa durch Startups, die primär Investoren überzeugen müssen, um als Unternehmen zu überleben. Gleichzeitig versprechen EdTech-Tools häufig schnelle Lösungen für komplexe Probleme, z.B. wenn Personalisierung als scheinbar selbstverständlicher, bei näherer Betrachtung aber durchaus holpriger Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit präsentiert wird. Der Workshop vermittelt Einblicke in aktuelle empirische Befunde zu diesem vielfältigen Akteursfeld und seinen Auswirkungen auf schulische Lehr-Lern-Arrangements. Nach einem Input zum "EdTech-Ökosystem" arbeiten die Teilnehmenden in drei Phasen: (1) Mapping der EdTech-Akteure im eigenen Umfeld und deren Handlungsprobleme, (2) Reflexion eigener Vorstellungen von "gutem Unterricht" und "gerechter Schule", (3) Analyse konkreter EdTech-Materialien hinsichtlich ihrer spezifischen "Short-Circuits" - scheinbar selbstverständliche Vorannahmen und Vorstellungen, die wichtige pädagogische Überlegungen umgehen. Ziel ist die Entwicklung mediendidaktischer Fragehaltungen und Handlungsstrategien: Welche Fragen sollten wir stellen, bevor wir EdTech-Lösungen einsetzen? Wie können wir pädagogische Anforderungen gegenüber technischen Versprechen im Blick behalten?
ABSTRACT. Im Workshop stellen wir erste Ergebnisse einer kartografischen Erhebung mediendidaktisch-medienpädagogischer Labs im deutschsprachigen Raum vor und laden die Teilnehmenden dazu ein, diese gemeinsam weiterzudenken.
Labs verstehen wir als hybride Räume zwischen Forschung, Lehre, Entwicklung und Gestaltung. Sie gewinnen zunehmend an Bedeutung für das Lernen mit digitalen Medien sowie für eine gestaltungsorientierte Bildungsforschung. Ziel des Workshops ist es, gemeinsam mit Kolleg*innen aus Forschung und Praxis über die Rolle der Mediendidaktik in diesen Kontexten ins Gespräch zu kommen:
Welche theoretischen und forschungspraktischen Bezugspunkte prägen diese Labs?
Welche mediendidaktischen Perspektiven auf Gestaltung, Didaktik, Technik und Partizipation finden hier Ausdruck?
Wie lassen sich Labs als epistemische Orte begreifen, an denen Mediendidaktik konkret wird?
Der Workshop versteht sich zugleich als Beitrag zur disziplinären Selbstverständigung des Feldes und knüpft eng an die Aktivitäten des AK Mediendidaktik an. Im Zentrum stehen Austausch, Diskussion und die kollaborative Weiterentwicklung einer Kartografie dieser vielfältigen Räume.
Methodische Qualität von Forschungssynthesen zu digitalen Kompetenzen junger Lernenden: Ein Meta-Mapping
ABSTRACT. Methodische Qualität von Forschungssynthesen zu digitalen Kompetenzen junger Lernenden: Ein Meta-Mapping
Die Anforderungen an junge Menschen, digitale Informationen kompetent zu nutzen, steigen mit dem technologischen Wandel. In den letzten Jahren wurden zahlreiche Forschungssynthesen zu digitalen Kompetenzen veröffentlicht, die das Wissen dazu für Forschung und Praxis bündeln (z.B. Balanskat et al., 2023; Guo, Zhao & Li, 2024). Vorherige Analysen zeigen, dass Forschungssynthesen im Kontext der Mediendidaktik oft erhebliche Schwächen in der Transparenz und Reproduzierbarkeit aufweisen (z.B. Buntins et al, 2024; Zawacki-Richter, Cefa, & Bai, 2025). Zudem erschwert die begriffliche Unschärfe des Konzepts „digitale Kompetenzen“ die Identifikation relevanter Studien (Godaert, 2022).
Dieser Beitrag stellt einen Meta-Mapping (Grant & Booth, 2009) vor, der diese methodischen Herausforderungen adressiert. Zwei Forschungsfragen leiten die Analyse:
1. Welche methodischen Herausforderungen berichten Autor:innen bei der Synthese von Forschung zu digitalen Kompetenzen?
2. Wie ist die Qualität dieser Synthesen in Bezug auf Transparenz und wie hängt dies mit methodischer Vielfalt, Review-Typ, begrifflicher Schärfe und Interdisziplinarität der Autor:innen zusammen?
Die Analyse erfolgt mittels einer systematischen Auswertung von 120 Forschungssynthesen zu digitalen Kompetenzen von jungen Lernenden, die in 8 Datenbanken und mittels händischer Zeitschriftensuche identifiziert wurden. Eingeschlossen wurden Synthesen, die digitale Kompetenzen (angelehnt an UNESCO, 2018) junger Menschen (6-27 Jahre) untersuchen, einen Methodenteil enthalten und, die zwischen 2015 und 2024 in Englisch oder Deutsch in einer Zeitschrift publiziert wurden. Analysiert werden dokumentierte methodische Herausforderungen sowie die Qualität der Synthesen, insbesondere in Hinblick auf Transparenz (vgl. Bond et al., 2024).
Der Beitrag präsentiert die Ergebnisse der abgeschlossenen Analyse und diskutiert die methodische Qualität bestehender Synthesen. Dabei werden Implikationen für die Aussagekraft und die (mediendidaktische) Forschung diskutiert.
Literaturverzeichnis
Balanskat, A., Engelhardt, K., & Laanpere, M. (2023). Defining, assessing and supporting digital competence: The role of informatics education in school curricula. Computer Science Education, 33(3), 251–275. https://doi.org/10.1080/08993408.2023.2245687
Bond, M., Khosravi, H., De Laat, M., Bergdahl, N., Negrea, V., Oxley, E., Pham, P., Chong, S. W., & Siemens, G. (2024). A meta systematic review of artificial intelligence in higher education: A call for increased ethics, collaboration, and rigour. International Journal of Educational Technology in Higher Education, 21(4). https://doi.org/10.1186/s41239-023-00436-z
Buntins, K., Bedenlier, S., Marín, V., Händel, M., & Bond, M. (2023). Methodological approaches to evidence synthesis in educational technology: A tertiary systematic mapping review. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie und Praxis der Medienbildung, 54, 167-191.
Godaert, E., Aesaert, K., Voogt, J., & van Braak, J. (2022). Assessment of students' digital competences in primary school: A systematic review. Education and Information Technologies, 27(7), 9953–10011. https://doi.org/10.1007/s10639-022-11020-9
Grant, M. J., & Booth, A. (2009). A typology of reviews: An analysis of 14 review types and associated methodologies. Health Information & Libraries Journal, 26(2), 91–108. https://doi.org/10.1111/j.1471-1842.2009.00848.x
Guo, X., Zhao, Y., & Li, X. (2024). Exploring gender differences in computational thinking among K-12 students: A meta-analysis. Journal of Educational Computing Research. Advance online publication. https://doi.org/10.1177/07356331241240670
UNESCO. (2018). Global framework of reference on digital literacy skills (Information Paper No. 51). UNESCO Institute for Statistics. https://uis.unesco.org/sites/default/files/documents/ip51-global-framework-reference-digital-literacy-skills-2018-en.pdf
Zawacki-Richter, O., Cefa, B., & Bai, J. Y. H. (2025). Towards reproducible systematic reviews in Open, Distance, and Digital Education—An umbrella mapping review. Review of Education, 13(1). https://doi.org/10.1002/rev3.70031
It’s a mess! - Zwischen Theorie und Messung: Die Problematik unscharfer Konstrukte am Beispiel von Student Engagement
ABSTRACT. Die Erfassung komplexer pädagogischer und psychologischer Konstrukte stellt eine we-sentliche Herausforderung in der mediendidaktischen Forschung dar. Im Rahmen dessen erfolgt die Übertragung eines empirischen Konstrukts in ein numerisches Konstrukt. Die Grundlage hierfür bildet die repräsentationale Messtheorie nach Suppes (1969). Eine Messtheorie soll Messstrukturen identifizieren, die sowohl empirisch über-prüfbar als auch praktisch anwendbar sind (Krantz et al. 2007). Da die Merkmalsaus-prägungen in der Regel nicht direkt beobachtbar sind, muss ein Messverfahren entwi-ckelt werden, um diese dennoch erfassbar zu machen. Die Entwicklung einer geeigne-ten und vor allem einheitlichen Operationalisierung wird durch die Komplexität und Unschärfe eines Konstrukts erschwert (Haack 2001; Haucke et al. 2021). In der Konse-quenz lässt sich in diesem Fall eine fehlende Validität zwischen dem theoretischen Konstrukt und dem numerischen Konstrukt feststellen (A).
Am Beispiel von Student Engagement wird dieses Problem im Rahmen des Vortrags ver-deutlicht. Student Engagement ist ein Umbrellakonstrukt, das verschiedene Dimensio-nen – behavioral, affektiv und kognitiv (Kahu 2013) – umfasst. Ein klassisches Items für behaviourales Engagement ist: "In class, I work as hard as I can." (Student Engagement in Schools Questionnaire; Hart et al. 2011). Ein sehr ähnliches Item aus dem NASA-TXL zur Messung von Student Engagement ist "How hard do you have to work to accomplish your level of performance?" (Hart und Staveland 1988)
Zudem steigt mit zunehmender Modellkomplexität die Wahrscheinlichkeit einer Invalidität (Messick 1995), sodass sich die empirische Abbildung komplexer theoretischer Konstrukte als besonders schwierig gestaltet (MacCallum et al. 1992). Im Rahmen des Vortrags werden daher sowohl weitere Beispiele diskutiert als auch praktische Implementa-tionen für die mediendidaktische Forschung abgeleitet.
Literaturverzeichnis
A
Haack, Susan (2001): Deviant logic, fuzzy logic. Beyond the formalism. [Nachdr.]. Chi-
cago, Ill. [u.a.]: Univ. of Chicago Press.
Hart, Sandra G.; Staveland, Lowell E. (1988): Development of NASA-TLX (Task Load In-
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Hart, Shelley R.; Stewart, Kaitlyn; Jimerson, Shane R. (2011): The Student Engagement in
Schools Questionnaire (SESQ) and the Teacher Engagement Report Form-New (TERF-
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Haucke, Matthias; Hoekstra, Rink; van Ravenzwaaij, Don (2021): When numbers fail: do
researchers agree on operationalization of published research? In: Royal Society open
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Kahu, Ella R. (2013): Framing student engagement in higher education. In: Studies in
Higher Education 38 (5), S. 758–773. DOI: 10.1080/03075079.2011.598505.
Krantz, David H.; Luce, R. D.; Suppes, P.; Tversky, A. (2007): Foundations of measure-
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MacCallum, R. C.; Roznowski, M.; Necowitz, L. B. (1992): Model modifications in covari-
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Messick, Samuel (1995): Validity of psychological assessment: Validation of inferences
from persons' responses and performances as scientific inquiry into score meaning. In:
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Suppes, Patrick (1969): A Set of Independent Axioms for Extensive Quantities. In: Stud-
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Dordrecht: Springer Netherlands (Synthese Library), S. 36–45. Online verfügbar unter
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Exploring Swiss Primary Teachers' Digital Educational Equity Mindset: A Mixed-Methods Framework
ABSTRACT. In the context of the digital transformation of schools, equity has been identified as a significant issue. While disparities in student access to digital devices and the internet are more evident, inequalities in user skills and the resulting (dis-)advantages are much less apparent (Helsper, 2021; Van Dijk, 2020). It is evident that teachers play a critical role in mitigating the existing disparities between students and ensuring positive outcomes for all. However, further research is required to ascertain the extent of teacher awareness of issues concerning digital equity and student learning, as well as their commitment to assuming an active role in ensuring digital equity for their students. We have identified a substantial lack of data collection instruments in this field.
The present study aims to contribute to this research gap by developing a mixed-methods assessment framework for the evaluation of digital equity mindsets. The framework consists of a quantitative scale and a comprehensive field guide for conducting interviews with teachers. In extending the dimensions of Nadelson et al.'s Educational Equity (2019), the focus is directed towards the digital aspects of equity. The scale is currently undergoing validation through factor analysis and will be utilized in a survey of 500 primary school teachers from the German-speaking part of Switzerland in the spring of 2025. Both the development of the framework and the presentation will be conducted in German.
In alignment with the conference theme of research designs in media didactics, the presentation will outline the overarching structure of the research project, situate it within a broader context, and present data from the validation process and preliminary findings. A particular focus will be directed towards the understanding of Swiss teachers regarding this pivotal component of contemporary learning, with the objective of contributing to the enhancement of educational equity within public schools.
Helsper, E. (2021). The Digital Disconnect: The Social Causes and Consequences of Digital Inequalities. SAGE Publications Ltd. DOI: 10.4135/9781526492982
Nadelson, L., Miller, R., Hu, H., Bang, N. M., & Walthall, B. (2019). Is Equity on Their Mind? Documenting Teachers’ Education Equity Mindset. World Journal of Education, 9(5), 26. https://doi.org/10.5430/wje.v9n5p26
Van Dijk, J. (2020). The Digital Divide (1st ed.). Polity Press.
Adaptiv prüfen mit Künstlicher Intelligenz (KI): Eine Studie zur Qualität personalisierter Prüfungsaufgaben in der beruflichen Weiterbildung
ABSTRACT. In einem KI-basierten, adaptiven Lern- und Prüfungsprozess kann der Prüfung mehr als eine leistungsdiagnostische, selektive und zertifizierende Funktion zugewiesen werden (Mao et al., 2024): Sie kann die subjektive Perspektive der Lernenden auf den Lerngegenstand einbeziehen, dadurch die Authentizität der Prüfungssituation erhöhen (Ajjawi et al., 2024) und so das Verhältnis von Standardisierung und Personalisierung in Prüfungssituationen neu aushandeln (Buzick et al., 2023).
Vor diesem Hintergrund untersucht die empirische Studie, inwiefern ChatGPT-4o –unterstützt durch unterschiedlich gestaltete Prompts– textbasierte, personalisierte und qualitativ hochwertige Prüfungsaufgaben im Kontext der beruflichen Weiterbildung entwickeln kann (Kurdi et al., 2020; Chan et al., 2025). Hierzu wird ein vergleichendes Evaluationsdesign gewählt. Kriterial ausgewählte Expertinnen und Experten bewerten jeweils eine standardisierte sowie eine von ChatGPT-4o personalisierte Teilprüfungsaufgabe. Die Bewertung erfolgt entlang der Gütekriterien Validität (Sinharay et al., o.J.) und Fairness (Huggins-Manley et al., 2022). Die Analyse der Bewertenden wird über Likert-Skalen erhoben mit dem Ziel, die Prüfungsaufgaben systematisch zu untersuchen.
Es ist erwartbar, dass die KI-generierten Prüfungen insbesondere die heterogenen Berufsbiografien erwachsener Lernender adressieren (von Hippel et al., 2022) und so das Prüfen individualisieren können, zugleich jedoch besondere institutionelle Anforderungen an Fairness und Transparenz stellen (Bedenlier et al., 2021). Daraus ergeben sich multidimensionale Handlungsoptionen für die Gestaltung von KI-basierten Lern- und Prüfungsprozessen in der beruflichen Weiterbildung.
Literaturverzeichnis
Ajjawi, R., Tai, J., Dollinger, M., Dawson, P., Boud, D., & Bearman, M. (2024). From authentic assessment to authenticity in assessment: Broadening perspectives. Assessment & Evaluation in Higher Education, 49(4), 499–510. https://doi.org/10.1080/02602938.2023.2271193
Bedenlier, S., Bandtel, M., Boom, K.-D., Gerl, S., Halbherr, T., Hebel, A.-L., Jeremias, X., Kehr, H., Mecklenburg, L., Mersch, A., Molter, K., Paffenholz, A., Reinmann, G., Riebe, K., & van Treeck, T. (2021). Prüfungen aus Perspektive der Prüfungsdidaktik. In Digitale Prüfungen in der Hochschule. Hrsg.: M. Bandtel (Bd. 62, S. 30–42). Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft. Buzick, H. M., Casabianca, J. M., & Gholson, M. L. (2023). Personalizing Large-Scale Assessment in Practice. Educational Measurement: Issues and Practice, 42(2), 5–11. https://doi.org/10.1111/emip.12551
Chan, K. W., Ali, F., Park, J., Sham, K. S. B., Tan, E. Y. T., Chong, F. W. C., Qian, K., & Sze, G. K. (2025). Automatic item generation in various STEM subjects using large language model prompting. Computers and Education: Artificial Intelligence, 8, 100344. https://doi.org/10.1016/j.caeai.2024.100344
Huggins-Manley, A. C., Booth, B. M., & D’Mello, S. K. (2022). Toward Argument-Based Fairness with an Application to AI-Enhanced Educational Assessments. Journal of Educational Measurement, 59 (3), 362–388. https://doi.org/10.1111/jedm.12334
Kurdi, G., Leo, J., Parsia, B., Sattler, U., & Al-Emari, S. (2020). A Systematic Review of Automatic Question Generation for Educational Purposes. International Journal of Artificial Intelligence in Education, 30(1), 121–204. https://doi.org/10.1007/s40593-019-00186-y
Mao, J., Chen, B., & Liu, J. C. (2024). Generative Artificial Intelligence in Education and Its Implications for Assessment. TechTrends, 68(1), 58–66. https://doi.org/10.1007/s11528-023- 00911-4
Sinharay, S., Bennett, R. E., Kane, M., & Sparks, J. R. (o. J.). Validation for Personalized Assessments: A Threats-to-Validity Approach. Journal of Educational Measurement, n/a(n/a). https://doi.org/10.1111/jedm.12434
von Hippel, A., Kulmus, C., & Stimm, M. (2022). Didaktik der Erwachsenen- und Weiterbildung (2. aktualisierte Auflage). Brill Schöningh.
KI-generiertes Feedback zur Qualität eigenerstellter Erklärvideos in der Lehramtsausbildung: eine Pilotstudie
ABSTRACT. Im Rahmen der Lehramtsausbildung bietet sich das Erstellen von Erklärvideos an, um sowohl die Erklärkompetenz als auch verständnisorientierte Lernstrategien von Studierenden zu fördern (Autoren, 2022). Aber auch iterative Micro Teaching Zyklen, bei denen Erklär- und Lehrsequenzen von Studierenden auf Video aufgezeichnet werden, finden vermehrt Einsatz (Mukuka & Alex, 2024). Zeitnahes formatives Feedback steigert insbesondere bei solchen generativen Lernaufgaben das Engagement, die Zufriedenheit sowie die Lernergebnisse von Studierenden. Die Bereitstellung individueller Feedbacks ist jedoch äußerst ressourcenintensiv für das Lehrpersonal. Multimodale KI-basierte Feedbacks könnten hier eine Möglichkeit zur Unterstützung von Lernenden und Lehrenden gleichermaßen sein.
Im Rahmen eines bi-nationalen Projektes (D und NL) wurde deshalb ein detailliertes Bewertungsraster für die Gestaltungsqualität von Erklärvideos mittels Prompt-Engineering für den Einsatz in einer KI-basierten Feedback Pipeline (Autoren., 2024) operationalisiert, um automatisiert Feedback für Lehrkräfte in der Ausbildung erstellen zu können.
In der hier beschriebenen Pilotstudie werden dazu für einen Korpus ausgewählter Erklärvideos aus dem schulischen Bereich (Quellen: YouTube sowie universitäre Veranstaltungen) automatisierte Feedbacks mit ausgewählten Kriterien (z.B. Visualisierung, Hervorhebung, Aktivierung, direkte Ansprache) aus unserem Framework erstellt und sowohl fachdidaktischen Expert:innen als auch Lehramtsstudierenden in zwei Schritten zur Bewertung vorgelegt. Zunächst sollen die Teilnehmer:innen die Videos selbst nach den Kriterien mittels Likert-Skalen bewerten, in einem zweiten Schritt werden ihnen dann die KI-Feedbacks zur vergleichenden Bewertung vorgelegt. Die Bewertungskriterien wurden aus dem Konzept des hochinformativen Feedbacks (Wisniewski et al., 2020) abgeleitet (Feedback, Feedup, Feedforward) und umfassen Aspekte wie Klarheit und Nützlichkeit.
In der Darstellung der Ergebnisse werden die Qualität der Feedbacks sowie unterschiedliche Einschätzungen durch Lehrende und Studierende diskutiert.
Literatur
Mukuka, A., & Alex, J. K. (2024). Review of research on microteaching in mathematics teacher education: Promises and challenges. Eurasia Journal of Mathematics, Science and Technology Education, 20(1), em2381. https://doi.org/10.29333/ejmste/13941
Wisniewski, B., Zierer, K., & Hattie, J. (2020). The Power of Feedback Revisited: A Meta-Analysis of Educational Feedback Research. Frontiers in Psychology, 10, 3087. https://doi.org/10.3389/fpsyg.2019.03087
Digibot für (Kompetenz-) Assessments in der Lehrausbildung: Personalisierte Unterstützung zur Förderung digitaler Kompetenzen
ABSTRACT. Lernmotivation spielt eine zentrale Rolle im Online-Lernen, lässt sich jedoch nur schwer gezielt fördern. Um das Engagement von Online-Lernenden zu unterstützen, werden im Bildungsbereich immer öfter Chatbots eingesetzt. Eine vielversprechende Anwendung ist ihr Einsatz als Motivationsagenten, insbesondere durch Selbstreflexion. Basierend auf der Selbstregulationstheorie haben wir digibot entwickelt, einen interaktiven, regelbasierten Chatbot in Form eines dynamischen Fragebogens. Der digibot wurde auf der Website digibasics implementiert, die Online-Module zur Verbesserung der digitalen Kompetenzen von angehenden Lehrkräften anbietet. Durch die Interaktion mit dem digibot werden das Interesse und Vorwissen der User bezüglich der Lehrinhalte der Module erfasst. Auf Basis ihrer Antworten wird eine automatisch generierte Rangliste mit Modul-Empfehlungen erstellt. Diese unterstützt Studierende bei der Selbstreflexion und der Entscheidungsfindung für die Modulauswahl.
Der digibot wurde bis anhin von vielen Studierenden erfolgreich verwendet. Doch mit der fortlaufenden Erweiterung des digibasics-Angebots ergeben sich neue Herausforderungen, darunter eine längere Bearbeitungsdauer, eine reduzierte Personalisierung und womöglich höhere Abbruchquoten.
Um die Usability trotz des wachsenden Modulangebotes aufrechtzuerhalten, wird die Funktionsweise des Chatbots in dieser zweiten Projektphase weiterentwickelt. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Personalisierung der Interaktion, um individualisierte Lernpakete bestehend aus Kapiteln verschiedener Module zu erstellen.
Die neue Version des digibots, die auf Basis der bisher vorhandenen Nutzungs- und Logdaten überarbeitet wurde, wird vorgestellt. Das Spannungsverhältnis zwischen Effizienz und Personalisierung sowie weitere Herausforderungen werden diskutiert. Unsere Studie trägt zu einem besseren Verständnis des Potenzials von Chatbots im Bildungsbereich bei und unterstützt die Erschliessung weiterer Anwendungsbereiche.
Teilen oder nicht teilen, das ist hier die Frage. Studierende und ihre Einstellung zu OER
ABSTRACT. Der Thematik Open Educational Resources (OER) wird durch die OER-Strategie des Bundes eine zentrale Bedeutung beigemessen (BMBF 2024). An der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) ist die Förderung der Erstellung und Nutzung von OER ein besonderes Anliegen, was in einem eigenen Kompetenzzentrum OER realisiert wird. Bislang wurde Lehrende bereits sehr gut mit eingebunden, jedoch spielen Studierende im OER-Prozess noch eine untergeordnete Rolle. Dies soll sich, auch im Sinne der Co-Creation von Lehr- und Lernmaterialien, zukünftig ändern: Ziel ist es, Studierende aktiv in den OER-Kreislauf der DHBW miteinzubeziehen und deren Beteiligung durch eine angemessene und aussagekräftige Evaluation zu begleiten. Im Rahmen dieser Bemühungen wurde – zur Bestimmung der Ausgangslage - vom Kompetenzzentrum OER eine Befragung unter Studierenden durchgeführt, die der Forschungsfrage nachgeht, welche Einstellung Studierende zum Teilen von Lehr- und Lernmaterialien haben. Die Erhebung fand in Form eines Online-Fragebogens mit 33 Items statt, welcher Studierenden aller Fachrichtungen und aller neun Standorte der Hochschule zugänglich gemacht wurde. Beteiligt haben sich insgesamt 322 Studierende, die einen repräsentativen Querschnitt über alle Fakultäten darstellen. Der Fragebogen befasst sich, angelehnt an die Evaluationen von Grimm & Rödel (2020), Chen & Hendricks (2023) und Buntins et al. (2024), mit der Einstellung und den Kenntnissen Studierender zu OER und Creative Common-Lizenzen sowie den Plattformen und Bedingungen, unter denen Lehr- und Lernmaterialien geteilt werden. Dieser Beitrag beschreibt, ausgehend von der Forschungsfrage, die Auswahl und Ausgestaltung der Forschungsmethode, das Vorgehen bei der Auswertung der Erhebung und die Darstellung ausgewählter Ergebnisse. Hervorzuheben ist dabei die grundsätzliche Einstellung Studierender bezüglich ihrer Offenheit zum Teilen von Materialien, aber auch ihre Bedenken, mit wem diese geteilt werden sollen. Auch soll kritisch reflektiert werden, ob sich die Evaluationsmethode und das Befragungsdesign zur Beantwortung der Forschungsfrage als geeignet erwiesen hat und was für eine erneute Umfrage im Sinne eines längsschnittlichen Vergleichs überarbeitet werden müsste. Literatur Bundesministerium für Bildung und Forschung. 2024. „OER-Strategie“ . OER-Startseite - OER-Strategie [Stand 03.03.2025]. Buntins, Katja, Daniel Diekmann, Maria Klar, Marc Rittberger, und Michael Kerres. 2024. „Material teilen? Praktiken der Entwicklung und Nutzung digitaler Unterrichtsmaterialien von Lehrpersonen an Schulen in Deutschland“ . MedienPädagogik (Occasional Papers): 1–33. https://doi.org/10.21240/mpaed/00/2024.01.10.X Chen, Deborah, und Hendricks, Christina. 2023. „Open Pedagogy Benefits and Challenges: Student Perceptions of Writing Open Case Studies” . Open Praxis: 15(1), 27–36. https://doi.org/10.55982/ openpraxis.15.1.518 Grimm, Susanne, und Rödel, Bodo. 2020. “Open Educational Resources (OER) an berufsbildenden Schulen. Ergebnisse einer bundesweiten Onlineumfrage“. BIBB / Open Educational Resources (OER) an berufsbildenden Schulen in Deutschland. Heft 219. 1. Ausgabe. Bonn 2020
Evidenzbasierte OER-Forschung – Ein Update: Ergebnisse einer methodischen Replikationsstudie und longitudinalen Trendanalyse
ABSTRACT. Open Educational Resources (OER) sind ein zentraler Bestandteil der aktuellen bildungspolitischen und mediendidaktischen Debatten. Gleichwohl sind wichtige Forschungsbereiche und -konzepte zu OER bislang empirisch unzureichend erschlossen und durch starke Fragmentierung gekennzeichnet. Ziel der vorliegenden Studie ist eine methodische Replikation und Erweiterung einer systematischen Mapping-Studie (2015–2019) um den Zeitraum 2020–2024. Damit sollen longitudinale Entwicklungen, neu entstehende Trends und Veränderungen im Feld der evidenzbasierten OER-Forschung systematisch identifiziert und eingeordnet werden.
Die methodische Grundlage der Replikation bildet eine systematische Mapping-Studie, welche relevante Datenbanken (Web of Science, Scopus, ERIC) unter Anwendung kongruenter Selektionskriterien erneut durchsucht und die Ergebnisse mittels des bereits erprobten Kategoriensystems der ersten Studie strukturiert auswertet.
Die Ergebnisse ermöglichen – auch im direkten Vergleich mit dem vorhergehenden Untersuchungszeitraum – eine differenzierte Betrachtung bisheriger Entwicklungen sowie die Identifikation neuer Trends in der OER-Forschung. Der Vergleich beider Untersuchungszeiträume verdeutlicht neben der ansteigenden Quantität eine zunehmende theoretische Fundierung der Studien sowie eine methodische Ausdifferenzierung der empirischen Forschung. Zugleich zeigt sich infolge der Covid-19-Pandemie und technologischer Innovationen, insbesondere im Bereich der künstlichen Intelligenz, die Emergenz neuer Forschungsfelder (wie etwa KI-generierte Bildungsmedien) sowie spezifischer Forschungsbedarfe. Darüber hinaus lässt sich eine verstärkte Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der OER-Nutzung auf offene Bildungspraktiken sowie mit der Entwicklung institutioneller Strategien zur nachhaltigen Implementierung von OER beobachten.
Forschungsmethodisch betont der Beitrag das Erfordernis longitudinaler methodischer Replikationsstudien in der Mediendidaktik, da diese Ansatzpunkte für eine systematische Weiterentwicklung und Vertiefung bestehender Forschungsfelder bieten.
ABSTRACT. Open Educational Resources (OER) werden Potenziale zugeschrieben, den Austausch und die kollaborative Entwicklung in der Hochschullehre zu fördern. Die Öffnung der Lehre als Open Educational Practice (OEP) scheint dabei einflussreicher als die Offenheit der Materialien selbst (Gantenbrink & Tibbe 2024). Diese Transformation zu einer „Kultur des Teilens“, wie vom BMBF (2022) gefordert, erfolgt nicht ohne Hindernisse oder selbstständig (z. B. Rahdes et al. 2024; SWK 2022, Deimann et al. 2015).
Das OER/OEP-Projekt "Mehr Open Educational Resources and Practices in Vechta" (MOin Vechta) verfolgt das Ziel, eine Kultur des Teilens von OER im Sinne von OEP an einer Fakultät der Universität Vechta zu fördern und Bedingungen für die Begleitung einer lokalen OEP-Community zu erforschen. Im Sinne eines Design-Based-Research-Projektes stehen zwei Fragen im Fokus: (1.) Wie können Lehrende und Studierende bei der Etablierung von OEP (medien-)didaktisch begleitet und unterstützt werden? (2.) Inwiefern nehmen die beteiligten Akteur:innen die (medien-)didaktische Begleitung innerhalb des Studiums und des hochschuldidaktischen Alltags als Lern- und Reflexionsanlass wahr?
Im Projekt begleiten wir zwei Semester lang sechs Teams aus Lehrenden und Studierenden verschiedener Fächer der Lehrkräftebildung bei der Weiterentwicklung von Lernsituationen und Lehrveranstaltungen. Im ersten Semester bestand die Begleitung der Lehrenden u. a. aus individuellen Beratungen, agilen Methoden und praxisnahen Anreizen wie Lehrdeputatsreduktion und studentische Hilfskraftstellen. Mittels Gruppendiskussionen (Kühn & Koschel 2011) und Interviews (Flick 2014) erfassten wir die Perspektiven der Lehrenden und Studierenden und werten diese derzeit entlang der Fragestellungen inhaltsanalytisch (Kuckartz & Rädiker 2022) aus.
Als Ergebnis zeigen wir entlang dichter Beschreibungen von Fallbeispielen, wie partizipative Ansätze und agile Methoden dazu beitragen, individuelle Lehr- und Lernpraktiken zu reflektieren und OEP zu etablieren. Beispielsweise empfanden die Projektbeteiligten den fächerübergreifenden Austausch als produktiv zur Gestaltung eigener Materialien. Zugleich zeigt sich, dass die Fokussierung auf die Produktion von Artefakten vor allem mediengestalterische Fragen in den Fokus rückte, während im ersten Semester das Teilen von Erfahrungen als Öffnung der Lehre nur bedingt erfolgte.
Literatur
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Forschung trifft Praxis: Gestaltungsorientierte Mediendidaktik in der Fortbildung von Lehrkräften
ABSTRACT. Feuerwehrtechnische Lehrkräfte beeinflussen mit ihrem didaktischen Handeln maßgeblich den Lernerfolg von Feuerwehrangehörigen in der Ausbildung. Als natur- und ingenieurwissenschaftlich ausgebildete Führungskräfte bewegen sie sich in ihrer Rolle als Lehrende im Spannungsfeld zwischen fachlicher Expertise und pädagogischer Professionalität. Zur Unterstützung ihrer Professionalisierung wurde am Landesamt A ein modulares, mediengestütztes Lehr-Lernarrangement entwickelt.
Im Rahmen eines Promotionsvorhabens werden die Gelingensbedingungen dieses Lernangebots aus der Perspektive einer gestaltungsorientierten Mediendidaktik untersucht. Der Beitrag stellt das zugrunde liegende Forschungsdesign vor, das im Sinne einer gestaltenden Forschung konzipiert ist. Im Zentrum stehen dabei die Designs „Selbstreflexion“, „Prototyping“ und „Intervention“ (Kerres, 2024, S. 493ff). Methodisch ist das Vorhaben im Bezugsrahmen von Aktions- und Handlungsforschung sowie dem Design-Based Research angesiedelt, verstanden als „Research Through Design“ (Reinmann, 2023).
Zur Datenerhebung wurden leitfadengestützte Interviews mit Teilnehmenden zweier Fortbildungsveranstaltungen entwickelt und durchgeführt. Grundlage bildet das Konzept des Student Engagements (Wong & Liem, 2022; Bond & Bedenlier, 2019), um die Auswirkungen des Lernangebots auf die Beteiligung und das Lernen der Teilnehmenden zu analysieren. Die qualitative Inhaltsanalyse erfolgt nach Kuckartz (2022) mithilfe einer QDA-Software unter Anwendung deduktiver und induktiver Kategorienbildung. Zur Erhöhung der Intercoder-Reliabilität werden die Daten unabhängig von zwei Personen codiert und anschließend abgeglichen. Ergänzend wird eine Fokusgruppendiskussion mit ausgewählten Teilnehmenden durchgeführt, um die Interviewergebnisse durch Gruppeninteraktion zu vertiefen und eine methodische Triangulation zu gewährleisten. Darüber hinaus werden Unterrichtsverlaufspläne analysiert, um Hinweise auf langfristige Wirkungen der Fortbildung auf die didaktischen Kompetenzen der Lehrkräfte zu gewinnen.
Das Vorhaben zielt auf praxisnahe Erkenntnisse zur mediendidaktischen Gestaltung von Fortbildungen und zur Stärkung didaktischer Kompetenzen Lehrender in der Erwachsenenbildung.
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Zwischen Reflexion und Gestaltung: Wie Lehrkräfte Computational Empowerment in der digitalen (Grund-)Bildung verorten
ABSTRACT. Mit der Einführung der Digitalen Grundbildung als Pflichtfach in Österreich sollen Schüler*innen zu kompetenten, kritisch-reflektierten Akteur*innen einer digitalisierten Gesellschaft befähigt werden (BMBWF 2025). Computational Empowerment (CE) (Iversen et al. 2018, Dindler et al. 2020) bietet ein theoretisch-methodisches Modell, das Schüler*innen als aktive Gestalter*innen digitaler Prozesse versteht und so die Anforderungen der Digitalen Grundbildung adressiert. Die daraus resultierende Rolle des "(Design-)Protagonisten" (Iversen et al. 2017, Kanafi et al. 2022, A) ermöglicht die Förderung von Partizipation und einen kreativen Umgang mit digitalen Medien.
Zur Erhebung der Perspektiven werden 15 Lehrkräfte an österreichischen Gymnasien und Mittelschulen durch offene Interviews mit narrativen und semistrukturierten Elementen befragt. Ergänzend erfolgt im Sinne von "Research through Design" (Frayling 1993) der Einsatz von Design Research Methoden. Kreative Ansätze wie das Verfassen eines Break-Up/Love Letters an den Lehrberuf oder die Gestaltung eines idealen Lehrplans mithilfe bemalter und beschrifteter Bausteine fördern eine prozessuale "Reflection-in-Action" (Schön 1992) zu Herausforderungen und Potenzialen von CE. Durch diesen reflexiven Zugang entwickeln die Lehrpersonen situativ neue Theorieansätze und werden zu Forschenden im eigenen Praxisfeld. Die transkribierten Daten werden mittels thematischer Analyse (Braun & Clarke 2021) ausgewertet.
In den Interviewsessions reflektieren die Lehrpersonen über die Einflüsse fachlicher Hintergründe und struktureller Rahmenbedingungen und konstruieren dabei neues Wissen über ihre Möglichkeiten, Schüler*innen als Protagonist*innen zu fördern. Dieser Beitrag erweitert die bestehende CE-Forschung durch handlungsorientierte, design-basierte Methoden zur Reflexion über Lehrpersonenrollen und eröffnet in Kombination mit narrativen und semistrukturierten Interviews neue Perspektiven auf CE.
Referenzen
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Digitalität und transnationale Schulentwicklung in Europa - Einblicke in eine hybride, multi-sited Team Ethnografie
ABSTRACT. Dieser Vortrag berichtet über das Forschungsdesign sowie erste Resultate einer ethnographischen Studie, die an sechs Schulen in fünf europäischen Ländern, im Rahmen des Projekts A, umgesetzt wurde.
Die Studie untersucht, wie Schulen Aspekte der Digitalität heutzutage verstehen und wie sie «damit arbeiten». Mit Hilfe eines hybriden team-ethnographischen Ansatzes, der die gemeinsame Feldforschung eines Forscherteams beinhaltet (B;C), zielt diese Forschung darauf ab, zu analysieren, wie digitale Praktiken in verschiedene Bildungskontexte in ganz Europa eingebettet sind und inwiefern auch transnationale Aspekte eine Rolle spielen.
Ausgehend von Stalders (2016) Rahmenkonzept «Digitalität» untersuchen wir die soziomaterialen Dimensionen der Digitalität und konzentrieren uns darauf, wie sie lokale Schulkulturen und -kontexte prägen, und gleichzeitig von diesen geprägt werden. Eine fallübergreifende Analyse wird durchgeführt, um aufkommende Muster und Variationen in der Funktionsweise von Schulen im Kontext der Digitalität zu identifizieren, mit besonderem Schwerpunkt darauf, wie (und ob) digitale Technologien transnational angeeignet und verstanden werden.
Die Ergebnisse zeigen die Bedeutung eines kontextspezifischen Verständnisses von Digitalität und unterstreichen die Notwendigkeit eines kultursensiblen Umgangs für Bildungstechnologien und ihre Erscheinungsformen. Unsere Ergebnisse leisten einen Beitrag zur vergleichenden Erziehungswissenschaft, indem sie Einblicke in die Komplexität der Digitalität in europäischen Schulen bieten. Darüber hinaus zielt diese Studie darauf ab, den sogenannten «methodologischen Nationalismus» in Frage zu stellen, indem sie den Wert transnationaler kollaborativer Forschung für das Verständnis globaler Phänomene durch lokalisierte Perspektiven aufzeigt (Amelina et al., 2012).
*Das Projekt A untersucht wie digitalitätsorientierte Schulentwicklung transnational(er) gestaltet werden kann (allgemein), und wie eine im Co-Design-Format entwickelte, technologische Plattformumgebung eine solche Gestaltung unterstützen kann (spezifisch).
Literaturverzeichnis
Amelina, A., Nergiz, D.D., Faist, T., & Glick Schiller, N. (Eds.). (2012). Beyond Methodological Nationalism: Research Methodologies for Cross-Border Studies (1st ed.). Routledge. https://doi.org/10.4324/9780203121597
B
C
Stalder, F. (2016). Kultur der Digitalität. Suhrkamp Verlag.
Inklusive Bildungsrobotik durch Universal Design for Learning am Beispiel des Projekts Robots4Inclusion
ABSTRACT. Die Integration von Robotik in den Bildungsbereich fördert MINT- und sozial-emotionale Kompetenzen (Benitti, 2012; Atmatzidou & Demetriadis, 2016). Bildungsroboter initiieren digitale Lernprozesse und schaffen kollaborative Sozialräume. Doch marginalisierte Gruppen – etwa Kinder mit Behinderungen, aus sozioökonomisch benachteiligten Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund – haben oft erschwerten Zugang (Kessels et al., 2021; A). Intersektionale Ausschlussmechanismen verstärken strukturelle Bildungsbarrieren (EIGE, 2025).
Das EU-Projekt B kombiniert Bildungsrobotik mit Universal Design for Learning (UDL), um Inklusion zu fördern (Mace, 1997; CAST, 1998). Drei UDL-Prinzipien werden umgesetzt: 1) Motivation durch Gamification, Storytelling und Gruppenaktivitäten (Meyer et al., 2014), 2) multimodale Wissensvermittlung (visuelle, taktile, akustische Zugänge) ergänzt durch »unplugged«-Methoden (Courey et al., 2013) und 3) differenzierte Lernwege durch adaptive Programmieraufgaben, kreative Gestaltungsmöglichkeiten und Rollenkarten (Spooner et al., 2007).
Die Begleitstudie liefert evidenzbasierte Erkenntnisse mittels eines dreistufigen Forschungsdesigns: 1) Evaluation des Bildungsroboters C und der implementierten Open Educational Resources (OER) anhand etablierter Inklusionskriterien, 2) Entwicklung und Validierung eines UDL-basierten Analyserasters und 3) eine Mixed-Methods-Untersuchung der Intervention in Grundschulklassen (Alter 8–9 Jahre), die quantitative und qualitative Perspektiven integriert.
Digitale Gestaltung in inklusiven Bildungskontexten: Entwicklung und Evaluation einer barrierefreien Zeichen-Software für heterogene Lernumgebungen und „vergessene“ Zielgruppen
ABSTRACT. Das vorgestellte Projekt beschäftigt sich mediendidaktisch mit der (Weiter-) Entwicklung einer kreativen, digitalen Zeichen- und Bild-bearbeitungssoftware, die in verschiedenen Livesituationen alters- und zielgruppenübergreifend validiert werden soll.
Ziel ist es, kreative Zugänge zur digitalen Gestaltung zu eröffnen und gleichzeitig digitale Ungleichheiten abzubauen.
Ausgangspunkt ist die Erkenntnis, dass heterogene Medienkompetenz und ungleicher Zugang zu digitalen Technologien zur digitalen Spaltung beitragen können (Thimm, 2013, S. 328). Besonders Kinder, Senior*innen und Menschen mit kognitiven Einschränkungen sind hiervon betroffen (D21-Digital-Index 2024/25; Vieritz 2015, S. 1ff.). Das Projekt zielt daher auf die Förderung von Medien- und Gestaltungskompetenz und setzt auf barrierefreie Softwareentwicklung sowie partizipative Entwicklungsprozesse, die die spezifischen Bedürfnisse der Zielgruppen einbeziehen.
Die Software wird unter anderem in Schulen, außerschulischen Bildungseinrichtungen, einem Atelier für Künstler*innen mit kognitiver Beeinträchtigung und Senior*innen-Zentren eingesetzt und durch ein Mixed-Methods-Design und Usabilityforschungsansätzen empirisch begleitet. Neben der technischen Entwicklung der Software steht die Förderung digitaler Teilhabe und bildbezogener Medienkompetenz im Zentrum.
Im mediendidaktischen Kontext eröffnet die Kunstpädagogik neue Perspektiven. Inhalte der Bildnerischen Erziehung bieten laut Neuschäfer einen „holistischen Zugang zur Digitalen Grundbildung“ (2022, S. 1). Die Entwicklung von Bildkompetenz – verstanden als Fähigkeit, Zugriff auf Medien zu haben, diese zu reflektieren und zu gestalten – ist wesentlich für einen souveränen Umgang mit digitalen Medien (Meyer, 2024, S. 6; Waffner-Labone, 2022, S. 223; Wagner, 2018, S.1). Nach Niehoff (2017, S. 101 ff.) kann die Kunstpädagogik digitale Teilhabe gezielt ermöglichen und stärken. Durch den kunstdidaktischen Zugang erhalten bisher marginalisierte Gruppen die Möglichkeit, sich reflexiv, kreativ und aktiv mit digitalen Medien auseinanderzusetzen.
Vieritz, Helmut: Barrierefreiheit im virtuellen Raum. Benutzerzentrierte und modellgetriebene Entwicklung von Weboberflächen. Springer Verlag. Aachen 2015.
Meyer, Torsten: Imaginäre Aktanten und das Subjekt (in) der Kulturellen Bildung. Kubi-Online 2024.
Niehoff, Rolf: Bildkompetenz. Lexikon der Kunstpädagogik, 100–103. Oberhausen 2017.
Waffner-Labone, Annika: Verschränkungen kultureller Bildpraxen und Bildbegegnungen im Kunstunterricht. Überlegungen zu den Konsequenzen für die Kunstpädagogik. MedienPädagogik 18 (Jahrbuch Medienpädagogik), 223–236. 2022.
Wagner, Ernst: Bildkompetenz – Visual Literacy. Kunstpädagogische Theorie- und Lehrplanentwicklungen im deutschen und europäischen Diskurs. Kubi-Online 2018.
KI-gestützte Differenzierung naturwissenschaftlicher Texte – Chatbots als unterstützendes Instrument für (angehende) Lehrkräfte
ABSTRACT. Texte stellen ein zentrales Medium im naturwissenschaftlichen Unterricht dar, indem sie maßgeblich zur Vermittlung fachlicher Inhalte beitragen (Baisch et al., 2019; Gropengießer et al., 2022; Schiffl & Weiglhofer, 2019).
Für den Biologieunterricht zeigt eine Untersuchung von Schaller et al. (2020), dass Texte in Leichter Sprache die barrierefreie Kommunikation fördern und Lernenden einen niedrigschwelligen Zugang zu fachlichen Inhalten ermöglichen können.
Gleichzeitig zeigt sich in der Praxis, dass Heterogenität in Klassen von (angehenden) Lehrkräften zwar positiv bewertet wird, individuelle Förderung jedoch häufig als zusätzliche Belastung empfunden und Differenzierung infolgedessen oft nur eingeschränkt umgesetzt wird (Schiffl & Weiglhofer, 2019).
Mit der zunehmenden Verbreitung KI-gestützter Technologien wie ChatGPT eröffnen sich neue Möglichkeiten, Lehrkräfte bei der Differenzierung zu unterstützen. Die Forschung zu Chatbots im Bildungskontext befindet sich noch im frühen Stadium. Erste Studien beleuchten Potenziale, Herausforderungen und Risiken sowie Auswirkungen auf das Lernen und betonen den Bedarf an weiterführenden empirischen Untersuchungen (Hwang & Chang, 2021; Winkler & Soellner, 2018; Yanduri & Majid, 2022, Deng et al. 2025).
Die vorliegende Studie erweitert den bisherigen Forschungsstand, indem sie eine neue Perspektive einnimmt und die Rolle von Chatbots als unterstützendes Instrument für Lehrkräfte fokussiert. Im Zentrum steht die Frage, inwiefern textbasierte Chatbots (angehende) Lehrkräfte bei der Erstellung differenzierter naturwissenschaftlicher Texte zu didaktischen Zwecken unterstützen können.
Im Rahmen einer explorativen Vorstudie wurden leitfadengestützte Interviews (Döring, 2023) mit 17 Biologielehramtsstudierende geführt, die mit Unterstützung von ChatGPT Handouts differenziert haben. Die Auswertung der Interviews erfolgt nach dem Verfahren der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse (Kuckartz & Rädiker, 2022). Die Ergebnisse werden zur Tagung präsentiert und diskutiert. Die Studie liefert Erkenntnisse zu digitalen Lehr-Lern-Prozessen. Sie gibt Aufschluss darüber, ob und wie KI-Technologien zur Unterstützung der Differenzierung eingesetzt werden können und leistet einen Beitrag zur chancengerechteren Bildung.
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Yanduri, V., & Majid, I. (2022). Chatbots in Education System. https://www.researchgate.net/publication/358742452_Chatbots_in_Education_System
(Re)Thinking Didactics with AI: Hybride Intelligenz als didaktisches Potenzial?
ABSTRACT. Dass sich technologische Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten auch auf Bildungskontexte auswirken, konnte Eric Ashby in „Machines, understanding and learning: reflections on technology in education“ bereits im Jahr 1967 absehen. Im Zeitalter von KI-Systemen beschäftigen sich mediendidaktische Fragestellungen heute vor allem mit neuen (Bildungs-)potenzialen aber auch Herausforderungen, die von Unterstützungsmöglichkeiten im Schreibprozess (Buck/Limburg 2024), über personalisiertes Feedback auf adaptiven Lernplattformen (Hanses et al. 2024) bis zu künstlich intelligenten AI-Agents (Weitz et al. 2020) reichen und von kontroversen Diskussionen begleitet werden (Zawacki-Richter et al. 2019, Zhang/Aslan 2021). Heute ist die Didaktik gefragt, das Zusammenspiel von menschlicher und Künstlicher Intelligenz im Sinne einer hybriden Intelligenz noch viel stärker in ihre Entscheidungsbereiche einzubeziehen (de Witt 2024: 21). Mit dem Konzept der hybriden Intelligenz ist gemeint, dass die Stärken von Mensch und Maschine komplementär und konstruktiv problemlösend ineinandergreifen (Gapski 2021). Menschliche Fähigkeiten wie z. B. kreatives Denken, kollaboratives Problemlösen und die Fähigkeit des Einbezugs unterschiedliche Perspektiven in eigene Überlegungen können ergänzend mit den Stärken von künstlicher Intelligenz, die u. a. in der Analyse großer Datenmengen, der Erstellung von Wissensdiagnosen und der Empfehlung personalisierter Lernpfade liegen, dazu beitragen, Lernprozesse in vielfältiger Weise zu optimieren (Molenaar 2022). Genau an dieser Stelle setzt der geplante Beitrag an und fragt ab Q2 2025 mit Methoden der Zukunftsforschung danach, wie Lehrende in der Erwachsenenbildung zukünftige didaktische Szenarien planen (möchten). Insbesondere die Szenario-Methode (Schön & Markus 2013) bietet ein geeignetes Modell, mit dem Wissenschaftler*innen gemeinsam mit pädagogischen Fachkräften Gedanken über plurale Zukünfte von Erziehung und Bildung entwickeln können (vgl. Aufenanger 2020, Bock et al. 2024). Im September 2025 sollen neben diskursanalytischen Aspekten Erkenntnisse aus den geführten Interviews, die mit der Grounded Theory (Glaser/Strauss 1999) ausgewertet werden, vorgestellt und wissenschaftlich eingeordnet werden.
Literatur
Ashby, E. (1967). Machines, understanding, and learning: Reflections on technology in education. The
Graduate Journal, 7(2).
Aufenanger, S. (2020). Überlegungen zu einer pädagogischen Zukunftsforschung. In J. Felgentreu, C.
Gloerfeld, H. Karolyi, C. Leineweber, L. Weßler & S. E. Wrede (Hrsg.), Bildung und Medien. Theorien,
Konzepte und Innovationen. Wiesbaden: Springer VS. 173-188.
Bock, A./Dander, V. & Rau, F. (2024). «Raus aus dem ‹Loop›! Mögliche Zukünfte für Medienbildung
with(out) KI». MedienPädagogik (Jahrbuch Medienpädagogik 21), 269–291. htt-
ps://doi.org/10.21240/mpaed/jb21/2024.09.11.X.
Buck, I./Limburg, A. (2024). KI und Kognition im Schreibprozess: Prototypen und Implikationen. Journal
für Schreibwissenschaft 26, 8-23.
de Witt, C. (2024). Didaktik mit Künstlicher Intelligenz. Eine bildungswissenschaftliche Perspektive.
Künstliche Intelligenz: Auswirkungen und Anwendungen im Deutschunterricht, 48(2), 12-22.
Gapski, H. (2021). Künstliche Intelligenz (KI) und kritische Medienbildung. Digitales Deutschland.
https://digid.jff.de/kuenstliche-intelligenz-und-kritische-medienbildung-harald-gapski/.
Glaser, B. G. & Strauss, A. L. (1999). Discovery of Grounded Theory. Strategies for Qualitative Research.
New York: Routledge.
Hanses, M./van Rijn, L./ Karolyi, H. & de Witt, Claudia (2024). Guiding Students Towards Successful
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Ifenthaler (Hrsg.), Assessment Analytics in Education: Designs, Methods and Solutions . Springer
International Publishing. 61–83. https://doi.org/10.1007/978-3-031-56365-2_4
Molenaar, I. (2022). Towards hybrid human-AI learning technologies. European Journal of Education
57, 632–645. DOI: 10.1111/ejed.12527.
Schön, S. & Markus, M. (2013). Zukunftsforschung… wie wird sich technologiegestütztes Lernen
entwickeln? In M. Ebner & S. Schön (Hrsg.), Lehrbuch für Lernen und Lehren mit Technologien. Berlin:
epubli. 1-11.
Weitz, K./Schiller, D./Schlagowski, R./Huber, T. & André, E. (2020). »Let me explain!«: Exploring the
potential of virtual agents in explainable AI interaction design. Journal on Multimodal User Interfaces,
15, 87–98.
Zawacki-Richter, O./Marín, V. I./Bond, M. & Gouverneur, F. (2019). Systematic review of research on
artificial intelligence applications in higher education – where are the educators? International Journal
of Educational Technology in Higher Education, 16(39), 1–27. https://doi.org/10.1186/s41239-019-
0171-0
Zhang, K. & Aslan, A. B. (2021). AI technologies for education: Recent research & future directions,
Computers and Education: Artificial Intelligence, 2, 1-11. https://doi.org/10.1016/j.caeai.2021.100025
„Lernbuddy“ oder „Entscheidungsinstanz“? Metaphern für KI und ihre Implikationen für die Mediendidaktik
ABSTRACT. Die Beschreibung mediendidaktischer Forschungsgegenstände erfolgt seit Jahrzehnten in Form vielfältiger Metaphern – von „Lernumgebungen“ und „Werkzeugen“ über „digitale Bildungsräume“ bis hin zu „Ökosystemen“ (Kerres 2017, Weller 2022). Mit dem aktuellen Hype um sogenannte „Künstliche Intelligenz“ treten neue metaphorische Rahmungen in den Vordergrund, die unterschiedliche Funktionen algorithmischer bzw. statistischer Systeme betonen oder ausblenden. Bereits der Begriff „Intelligenz“ impliziert eine Zuschreibung menschlicher Eigenschaften und wird bislang selten kritisch hinterfragt (Dippel, 2019). Im öffentlichen und bildungspolitischen Diskurs finden sich weitere Metaphern wie „Game Changer“, „Lernbuddy“ oder „das Ende der Hausarbeit“, die KI als transformative, unterstützende oder substituierende Kraft im Bildungssystem inszenieren.
Solche Zuschreibungen strukturieren nicht nur öffentliche Wahrnehmung, sondern prägen auch Erwartungen an pädagogisches Handeln und Forschung. Ihre Analyse eröffnet aus mediendidaktischer Perspektive einen doppelten Zugang: Sie erlaubt einerseits die empirische Rekonstruktion dominanter Rahmungen (Terhart, 1999), andererseits eine kritische Reflexion über die begriffliche Konstitution mediendidaktischer Forschungsgegenstände (Kerres, 2017).
Der Beitrag analysiert, anknüpfend an die kognitive Metapherntheorie (Lakoff & Johnson, 1980) und die systematische Metaphernanalyse nach Schmitt (2017), metaphorische Muster von KI in aktuellen europäischen Policy-Dokumenten (z.B. EC:EACEA 2023) mit Blick auf deren Bedeutung für die didaktische Mikroebene. Im Fokus stehen die Fragen, wie KI in Lehr-Lernkontexten metaphorisch beschrieben wird und welche Implikationen diese Bilder für pädagogisches Handeln mit sich bringen. Vorgestellt und kritisch diskutiert werden vier zentrale metaphorische Konzepte: KI als Lerngegenstand, als personalisierendes Werkzeug, als (halb-)autonomer Lehrassistent sowie als Entscheidungsinstanz im Hintergrund.
Literatur
Dippel, A. 2019. “Metaphors We Live By: Three Commentaries on Artificial Intelligence and the Human
Condition.” In The Democratization of Artificial Intelligence: Net Politics in the Era of Learning
Algorithms, edited by A. Sudmann, 33–42. Bielefeld: transcript.
European Commission: European Education and Culture Executive Agency (EC:EACEA). 2023. AI Report
by the European Digital Education Hub’s Squad on Artificial Intelligence in Education. Luxembourg:
Publications Office of the European Union. Retrieved from: https://op.europa.eu/en/publication-
detail/-/publication/9bb60fb1-b42a-11ee-b164-01aa75ed71a1
Kerres, M. 2017. “Lernprogramm, Lernraum oder Ökosystem? Metaphern in der Mediendidaktik.” In
Jahrbuch Medienpädagogik 13. Vernetzt und entgrenzt – Gestaltung von Lernumgebungen mit digitalen
Medien, edited by K. Mayrberger, J. Fromme, P. Grell, and T. Hug, 15–28. Wiesbaden: Springer VS. doi:
https://doi.org/10.1007/978-3-658-16432-4_2.
Lakoff, G., and M. Johnson. 1980. Metaphors We Live By. Chicago: University of Chicago Press.
Schmitt, R. 2017. Systematische Metaphernanalyse als Methode der qualitativen Sozialforschung.
Wiesbaden: Springer VS.
Terhart, E. 1999. „Sprache der Erziehungswissenschaft. Eine Einführung in den Thementeil.“ Zeitschrift
für Pädagogik 45 (2): 155–159.
Weller, M. 2022. Metaphors of Ed Tech. Athabasca: Athabasca University Press.
Zur Pluralität von Rollen und Wirkungen KI-basierter Chatbots in der Hochschullehre
ABSTRACT. Auch innerhalb der Hochschullehre erfreuen sich natürlichsprachliche Conversational Agents (CA) zunehmend an Beliebtheit und können nicht zuletzt seit der weit verbreiteten Zugänglich-keit textgenerierender Künstlicher Intelligenz (KI) mit sinkender Hemmschwelle durch Lehren-de eingesetzt werden (Gimpel, 2023). Derartige Systeme erfüllen vielfältige Zielsetzungen und sollen nicht nur heterogene Lernbedingungen wie sprachliche oder bildungsbiografische Unter-schiede adressieren, sondern durch Interaktionsfeedback z. B. selbstregulierte Lernphasen un-terstützen (Han, Hamilton, Cai, Shao & Liu, 2023). Wenngleich CA in der Lehre (z. B. in Vorle-sungen, Planspielkursen oder Projektarbeiten) bereits zum Einsatz kommen, sind ihre Rolle und Wirkung entlang der pluralen didaktischen Erscheinungsformen akademischer Lehre noch kaum erforscht. Dabei kann durchaus vermutet werden, dass solche Systeme in reflexiv ausgerichte-ten Lernszenarien wie Projektarbeiten andere Rollen erfüllen als etwa in durch physische Dis-tanz geprägte ‚massive open online courses‘.
Im Rahmen des vorliegenden Beitrags werden daher unterschiedliche Rollen und Wirkungen von CA in der Hochschullehre aufgeklärt. Zu diesem Zweck wurden auf GPT 4.0 basierende Chatbots konstruiert, auf die spezifischen Inhalte jeweils einer Hochschulvorlesung einerseits und einer spielbasierten Lernumgebung andererseits abgestimmt und lerndiagnostisch u. a. hinsichtlich ihrer für Lernende erfüllenden Rolle und ihrer selbstregulativen Wirkung begleitet.
Während dieser Studie aus wissenschaftlicher Perspektive Erkenntnisse entspringen, die auch künftige Wirkungsstudien hinsichtlich KI-basierter Chatbots unterstützen können, eröffnet der vorliegende Beitrag aus lehrpraktischer Sicht Impulse zum Design von CA innerhalb unterschied-licher didaktischer Szenarien.
Literatur
Gimpel, Hall, Decker, Eymann, Lämmermann, Mädche, Röglinger, Caroline, Schoch, Schoop, Urbach &
Vandirk (2023): Unlocking the Power of Generative AI Models and Systems such as GPT-4 and
ChatGPT for Higher Education. A Guide for Students and Lecturers.
Han, Hamilton, Cai, Shao & Liu (2023): Knowledge-based chatbots: a scale measuring students’ learning
experiences in massive open online courses. Educational technology research and
development, 71 (6), S. 2431-2456.