BERLIN2015: DIE VERSPRECHUNGEN DES RECHTS DRITTER KONGRESS DER DEUTSCHSPRACHIGEN RECHTSSOZIOLOGIE-VEREINIGUNGEN, 9.-11. SEPTEMBER 2015, HUMBOLDT-UNIVERSITäT ZU BERLIN
Rahmenprogramm

VORPROGRAMM

Dienstag, 8.9.2015, 17:45

Historische Führung durch die Gebäude der Juristischen Fakultät

Treffpunkt:Foyer der Juristischen Fakultät (Eingang: Altes Palais, Unter den Linden 9) um 17.45 Uhr.

Im Anschluss besteht die Möglichkeit, den Abend in informeller Runde im Restaurant „12 Apostel“ in der Georgenstraße 2 (10117 Berlin) ausklingen zu lassen. Wir bitten um eine kurze Rückmeldung (per E-mail an lsi@rewi.hu-berlin.de, Betreff: Vorregistrierung und Führung), wenn Sie dieses Angebot wahrnehmen möchten.

 

Dienstag, 8.9.2015, 19 Uhr c.t., Juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin, Bebelplatz 2, Raum 140/142

Vortrag mit Diskussion: "Kann mithilfe der Strafjustiz politische Aufklärung geleistet werden? Fritz Bauers Verständnis der Frankfurter Auschwitz-Prozesse als mögliche Perspektive auf das Münchner NSU-Verfahren"

Ziel der Veranstaltung ist es, ausgehend von Fritz Bauers Verständnis von Sinn und Zweck von NS-Prozessen am Beispiel der Frankfurter Auschwitz-Prozesse aufzuzeigen, was als ein Ansatz einer "Prozessführung im politischen Raum" möglich ist. Werner Renz wird die Auschwitz-Prozesse in seinem Vortrag ausführlich erläutern und zeitgeschichtlich einordnen. Aus heutiger Sicht haben diese öffentlichkeitswirksamen Strafgerichtsprozesse, insbesondere der erste Frankfurter Auschwitz-Prozess, zur Demokratisierung der frühen Bundesrepublik beigetragen. In einem daran anknüpfenden Kommentar wird Anna Luczak die Frage aufwerfen, inwiefern Bauers Verständnis auch heute aktuell ist und warum diese Möglichkeiten der Prozessführung im Fall des aktuellen NSU-Prozesses vor dem OLG München nicht ausgeschöpft werden, obwohl gerade dieser immer wieder als "eines der bedeutendsten Verfahren der deutschen Nachkriegsgeschichte" bezeichnet wird und das demokratische Grundverständnis der Bundesrepublik berührt.
 
WERNER RENZ ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fritz Bauer Institut in Frankfurt am Main, zuständig für das dortige Archiv und die Bibliothek, sowie Mitglied der Redaktion "Einsicht – Bulletin des Fritz Bauer Instituts". Seine Arbeitsschwerpunkte sind die Geschichte der Frankfurter Auschwitz-Prozesse und die Geschichte des Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau.

ANNA LUCZAK, Rechtsanwältin in Berlin mit dem Arbeitsschwerpunkt Polizeirecht und politisches Strafrecht; unterstützt die Nebenklage im NSU-Verfahren vor dem OLG München; Mitglied des RAV.

 

RAHMENPROGRAMM

 

Mittwoch, 9.9.2015, 18:30, Audimax, Hauptgebäude, Unter den Linden 6

Eröffnungsvortrag: Recht als Praxis. Zu den Herausforderungen der Rechtsforschung heute

Den Eröffnungvortrag hält BVRin Prof. Dr. Dr. h.c. Susanne Baer

Im Anschluss findet ein Empfang statt.

 

Donnerstag, 10.9.2015, 18.30 in Hörsaal 2094, Hauptgebäude, Unter den Linden 6

Citizenfour – Massenüberwachung und die Versprechungen des Rechts 

Filmvorführung und Gespräch

"Citizenfour" war das Pseudonym des Whistleblowers Edward Snowden, als er im Jahr 2013 Kontakt zu den Journalisten Laura Poitras und Glenn Greenwald aufnahm, um die Öffentlichkeit über die Massenüberwachung und -manipulation durch Geheimdienste zu informieren. "Citizenfour" ist auch der Name des preisgekrönten Dokumentarfilms, den Laura Poitras über diesen Coup drehte: erstmals gibt es die Chance einer umfassenden und systematischen öffentliche Aufarbeitung der undemokratischen Praxen der Geheimdienste im digitalen Raum. Der 114 Minuten lange Film zeigt in packender Weise, wie es den Journalisten und Edward Snowden gelang, die Informationen über die Praktiken der NSA zu veröffentlichen. 

Seit zwei Jahren ringt auch die deutsche Öffentlichkeit um Aufklärung. Neben dem journalistischen Interesse und rechtlichen Debatten gibt es öffentlichen Protest und einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss, der sich um Aufklärung bemüht. Aber auch die Geheimdienste bleiben aktiv. Sie streben nach weitergehenden Befugnissen und Ressourcen und gehen aktiv gegen die Beleuchtung ihrer Praxis vor, wie das Beispiel des Blogs "netzpolitik.org" eindrucksvoll vor Augen geführt hat.

18.30 Uhr: Filmvorführung von "Citizenfour" (OmU) 
anschließend: Gespräch und Diskussion mit dem Berliner Richter und Verfassungsrechtler Ulf Buermeyer und einem Vertreter von netzpolitik.org (angefragt)

Moderation: Tobias Singelnstein

 

Freitag, 11.9.2015, 13:30-14:30, Audimax, Hauptgebäude, Unter den Linden 6

Plenumsveranstaltung: Die Versprechungen der Wissenschaft. Forschung zu Recht und Gesellschaft im Kontext aktueller wissenschaftspolitischer Entwicklungen

Ausgangspunkt der Podiumsdiskussion bildet die Beobachtung von aktuell stattfindenden Forschungstätigkeiten, die rechtssoziologischer Arbeit zwar grundsätzlich sehr nahe stehen, jedoch wissenschaftlich wie organisatorisch kaum in die weltweit etablierten rechtssoziologischen Debatten eingebunden sind. Im Kontext so genannter "problemorientierter" Forschung in inter- und transdisziplinären Feldern verbinden sich wissenschaftliche Disziplinen und Kulturen, ressourcenstarke Forschungsförderung, wissenschaftspolitisches Agenda Setting und tagesaktuelle Nachfrage der Praxis nach wissenschaftlicher Expertise zu teilweise äußerst erfolgreichen Netzwerken.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie für das Feld "Recht und Gesellschaft" auf semantischer wie struktureller Ebene eine vergleichbare Stärkung seiner akademischen, politikberatenden und wissenschaftspolitischen Präsenz zu erreichen wäre.

Zu diesen Bedingungen gehört unter anderem eine Form der Selbstbeschreibung, die dem Fach in der akademischen Lehre schärfere Konturen verleihen kann. Es ist auch an wissenschaftliche Karrieremuster, Politiken der Nachwuchsförderung und organisatorische Formen zu denken, die auf allen Gebieten durch eher klassische Fächerstrukturen geprägt sind. Weiter ist die zunehmende Durchsetzung des „Journal Impact Factor“ zu berücksichtigen, welche als Qualitätsmassstab die Attraktivität des Deutschen als Wissenschaftssprache schwächt und Veröffentlichungsprojekte in enger spezialisierten Zeitschriften benachteiligt. Schliesslich stellen Forschungsförderungsprogramme heute zentrale Opportunitätsstrukturen für die Etablierung und Stabilisierung von wissenschaftlichen Feldern dar, auf deren Basis dann beispielsweise die Ausweisung von universitären Forschungsschwerpunkten und die Denomination von Professuren erfolgen.

Die Podiumsveranstaltung hat vor diesem Hintergrund das Ziel, die deutschsprachige Recht und Gesellschaft Forschung und spezifischer die Rechtssoziologie im Kontext aktueller wissenschaftspolitischer Entwicklungen zu verorten und Perspektiven für die Zukunft zu diskutieren.

Veranstalterin: Zeitschrift für Rechtssoziologie – The German Journal of Law and Society

Teilnehmer

  • Alfons Bora, Universität Bielefeld
  • Walter Fuchs, IRKS, Wien
  • Pierre Guibentif, Dinâmia-CET, ISCTE-IUL, Lissabon
  • Eva Kocher, Europa-Universität Viadrina, Frankfurt/Oder
  • Chair: Michelle Cottier, Universität Genf
  • Moderation: Michelle Cottier